Interview: Adina Lange, Vorstandsmitglied FASBA – Fachverband Strohballenbau e.V.

  • Anbietendes Unternehmen

  • »Der ideale Baustoff kommt vom Acker nebenan.« FASBA

    Innovationsschaufenster:

    Im Zuge der Diskussion um nachhaltiges Bauen rückt das Bauen mit Stroh immer mehr in den Fokus. Was ist die klassische Einstiegsfrage, wenn Interessenten an den FASBA herantreten?

    Adina Lange:

    Zunächst muss man sagen, dass wir sehr viele Anfragen zum Strohballenbau bekommen und die skeptischen Fragen weniger geworden sind – das spricht für unsere Aufklärungsarbeit. Wenn es aber nicht um die technische oder logistische Umsetzung geht, dann sind es oft die »drei F«: Feuer, Feuchtigkeit und »Viecher«. Sie sind leicht zu beantworten.

    Feuer: Loses Stroh ist leicht entzündlich. Bei gepresstem Stroh, also Strohballen, sind die Halme im Strohballen durch das Pressen von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten. Das Material gilt daher als normal entflammbar. Wandelemente aus Holz und Stroh brauchen eine beidseitige dichte und nicht brennbare Bekleidung, um Feuer widerstehen zu können. Mit Lehm und/oder Kalk verputzte Holz-Stroh-Wandelementen haben einen anerkannten Feuerwiderstand von 30 Minuten bzw. 90 Minuten.

    Feuchtigkeit: Stroh ist feuchtigkeitsempfindlich und muss daher auch während der Bauzeit vor Feuchtigkeit (z.B. Schlagregen) geschützt werden. Beim Verputzen ist auf eine rasche Austrocknung zu achten. Bei allen geprüften Bauteilaufbauten (mehr dazu in der Strohbaurichtlinie) wird unter normalen Bedingungen keine Feuchte und damit kein Schimmelpilzwachstum auftreten.

    Ungeziefer: Bei fachgerecht ausgeführten Strohballenbauteilen ist das Stroh durch den lückenlosen Abschluss der Bauteiloberflächen mit Putz oder anderen Verkleidungen vor dem Eindringen von Mäusen und anderem Ungeziefer geschützt.

     

    Innovationsschaufenster:

    Eignet sich jedes Stroh? Und wie sieht es mit der Logistik aus?

    Adina Lange:

    Stroh ist tatsächlich eines der wenigen Materialien, das als Nebenprodukt der Landwirtschaft in großen Mengen zur Verfügung steht. Selbst wenn wir nur ein Drittel der Ernterückstände nutzen, können wir im Gebäude deutlich CO₂ speichern. Der Rest kann als Einstreu auf die Felder zurückgebracht werden. Geeignet sind fast alle Stroharten (Weizen, Roggen, Dinkel, Triticale, Gerste) mit Ausnahme von Hafer, dessen Halmstruktur zu weich ist. Die Halme des Strohs sollten möglichst lang und unbeschädigt sein (nicht gehäckselt) und so fest zu einem Quader gepresst werden, dass die Hand nicht mehr hineinpasst. Bei steigender Nachfrage wird dies ein interessantes Geschäftsmodell für Landwirte werden, was auch Auswirkungen auf Logistik und Ausweisung haben wird.

    Um in Deutschland für den Strohballenbau keine Zustimmung im Einzelfall zu benötigen, können Baustrohballen einfach als zugelassenes Bauprodukt verwendet werden. Derzeit erfolgt die Ausweisung bzw. bauaufsichtliche Zulassung ETA-17/0247 für Baustroh durch zwei Firmen, die BauStroh GmbH in Verden und die SonnenKlee GmbH in Abetzdorf (Österreich). Damit können Baustrohballen wie jedes andere Bauprodukt bestellt und geliefert werden. Darüber hinaus können Baustrohballen auch vor Ort auf dem Feld nebenan gepresst, als Bauprodukt Baustroh deklariert und beim Landwirt nebenan in der Scheune bis zum Einbau gelagert werden. Die Baugenehmigung für ein strohgedämmtes Gebäude erfolgt wie für andere Gebäude, wenn Strohballen als Bauprodukt Baustroh verwendet werden. Ansonsten muss eine Zustimmung im Einzelfall eingeholt werden.

     

    Innovationsschaufenster:

    Wo stehen Sie heute und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Adina Lange:

    In den letzten 10-15 Jahren ist enorm viel passiert. Der Trend geht weg vom Einfamilienhaus hin zu größeren Projekten wie dem städtischen Geschosswohnungsbau. Auch im kommunalen Bauen ist mehr Bewegung zu erkennen. Mit den vorliegenden bautechnischen Nachweisen und Zertifikaten sind alle Arten von Gebäuden in Strohballenbauweise realisierbar. Vom Einfamilienhaus bis zum Bürogebäude, von der Schule bis zur Lagerhalle, vom Kindergarten bis zur Schwimmhalle. Viele davon sind aber noch Prototypen, es geht um die Skalierung. Ein Schwerpunkt der FASBA ist die Forschung und Entwicklung im Bereich des Bauens mit Stroh. Hier gibt es noch Potenzial, das Bauen mit Stroh noch einfacher oder noch sicherer zu machen. Der Entwurf zur Novellierung der neuen Muster-Holzbaurichtlinie bleibt hinter den Erwartungen zurück und hebelt bereits erprobte Änderungen in fortschrittlichen Bundesländern wie Baden-Württemberg wieder aus. Hier ist noch viel politische Arbeit notwendig, aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit der Akteure. Zum Beispiel mit Hochschulen oder der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, die umfassend über Strohballenbau und Strohdämmung informiert.

     

    Hinweis auf den Deutschen Strohbautag 2024 am 26. und 27. April 2024 in Freiburg im Breisgau!

    Eine Veranstaltung für Fachleute aus Bauverwaltung, Planung, Bauwirtschaft sowie Studierende und Auszubildende im Baubereich und Interessierte.

  • Ort

    Artilleriestraße 6

    27283 Verden (Aller)

  • Link zum Angebot

  • Kontakt

    Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V.

    Über den FASBA:
    Der Fachverband Strohballenbau Deutschland e. V. ist ein bundesweiter, gemeinnütziger Verein, der 2002 gegründet wurde, um die Entwicklung und Verbreitung der besonders klima- und ressourcenschonenden Strohballenbauweise national und international zu fördern. https://fasba.de

  • Datum

    Angebot vom 25. März 2024, 15:16 Uhr
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